Perchten

Percht

In diesen Nächten, besonders aber am "Gömachtabend" (Gömacht = Gebnacht), in der Nacht auf den 6. Jänner, geht eine mächtige alte Frau um, die PERCHT.
Man nennt sie auch Perchta, Berchtra, Berscht, Perchtl, Perht, Perchtlgoba (im obersteirischen Liesingtal), Stampa (Österreich) oder Frau Gode (im Mecklenburgischen). Das Wort Percht dürfte von keltisch "peraht" = hell, kommen. Die Percht entspricht in vielem der Frau Holle und auch der germanischen Freya.
Frau Percht wird zuweilen als schöne, verführerische Frau beschrieben, meist aber als uraltes Weib mit Runzeln und langem
schneeweißem Haar. Ein riesiges Weib soll sie sein, in Lumpen und Tierfelle gehüllt, mit langen Zähnen ;-). Auch als "grausliches Weib im Tigermantel" wird sie beschrieben. Die Tierfelle und langen Zähne deuten natürlich auf das Wilde, Ursprüngliche, Tierische, Ungezähmte in dieser Frau hin. Manchmal erscheint die Percht ohne Kopf (Sage aus dem Mölltal); wenn sie Kopf trägt, hat sie Augen "wie Glasscherben" ;-). Sie erscheint auch zuweilen als Haufen von Ästen, als "Labdrift'n" und als grauer "Wuzel" voll Schellen. Ihre Attribute sind die Kuhschelle aus Messing, die sie am Rücken trägt, und die Ofengabel in der Hand; auch Spindel und Garnknäuel gehören zu ihr. Immer tritt sie mit "Gefolge" auf, wobei dies einmal als "unheimliches Gelichter", das weder durch fromme Lieder noch durch Bannsprüche verscheucht werden kann, beschrieben wird (jaja, an der Percht beißt sich sogar der Pfarrer die Zähn't aus! ;-), dann wieder als Zug von ungetauft verstorbenen Kindern, gehüllt in Leinenkleidchen, derer sich die Percht liebevoll schützend annimmt. Hie und da besteht das Berscht-Gefolge auch aus kleinen Hunden (in einer Sage lässt sie 7 Hündlein aus einem Brunnentrog trinken). (Man beachte die in den Sagen und Märchen immer wiederkehrende Zauberzahl 7!). Weibliche Druckgeister, die Truden (Druden), stehen mit der Percht in enger Verbindung (Drudenfuß = Pentagramm). Den Truden sind übrigens die beiden Zauberkräuter Mistel (= "Truden-Nest") und
Bärlapp (= "Trudenfuß") zugeordnet. Die Nacht der Percht ist wie schon erwähnt vor allem eine der drei Haupt-Rauhnächte, der Gömachtabend vor dem Dreikönigstag (6. Jänner).
In Sagen überlieferte Sprüche der Percht sind: "Kinder woder Speck, derweil geah i nit weck!" (damit heischt sie
Gaben wie Speck, Wurst, Mehl, Milch...), und "Deck d Luckn zua!" bzw. im Jahr darauf: "Decke die Lücke wieder auf!" (ein neugieriger Knecht wurde von der Percht geblendet und im nächsten Jahr wieder sehend gemacht).


Was macht die Percht?

Sie fungiert in einigen Regionen in den Erzählungen der Erwachsenen als eine Art "Kinderschreck" wie der österreichische Krampus. Brave Kinder beschenkt sie angeblich mit Nüssen und Bäckerei, während sie widerspenstige Kinder mit sich nimmt (in der Sage: "Sie knirscht dabei mit ihren langen Zähnen wie eine Hexe!").
Auch schneidet sie jenen, die am Perchtltag keinen Mohn gegessen haben, den Bauch auf und stopft ihn mit Sägespänen oder Stroh voll (ein gewisser brutaler Zug oder zumindest derber Humor ist der Percht auf jeden Fall zu eigen ;-).
Wenn am Rocken der Spinnerin noch Werg hängt, verdirbt die Berscht jedes Gespinst. Sie wickelt das Werg um den Finger der nachlässigen Spinnerin und verbrennt es daran (autsch! ;-) - die Percht achtet darauf, dass Frauen nicht zu viel arbeiten bzw. sich nicht allein nur auf die Hausarbeit reduzieren lassen).
Wo nicht geräuchert wurde, holt sie mitunter Menschen aus dem Haus und schleift sie über Stock und Stein, was auch tödlich enden kann...Bisweilen spannt sie eine Kette um den ganzen Ort, sodaß die Leute weder hinein- noch hinauskönnen (Bann).
Das polternde Gefolge der Percht (vergleiche "Wilde Jagd"!) dringt in in nicht geräucherte Häuser ein, entführt die schlimmen Kinder und springt mit ihnen im Mondschein (wird extra erwähnt!) über die Zäune, ja sogar über Bäume.
Frau Percht wäscht manchmal in der Nacht am Fluß (Sage aus dem Glantal) - sie erschreckt dort auch gerne die Weiber und Mädchen, dieam Samstag nach Feierabend noch waschen.


Wie besänftigt man die Percht?

Man stellt ihr Gaben wie Speck, Wurst, Mehl, Milch... vor's Haus. Im obersteirischen Liesingtal spricht die Bäurin über die Speisengaben folgenden Segen: "Gsegn's enk Gott, Frau Perchtl, und enk ormen Seeln!". Dies ist ein hervorragendes Beispiel für die Verknüpfung von christlichem und heidnischem Gedankengut!
Wenn die Percht von den Speisen nimmt oder wenn in der Perchtlnacht der Himmel klar ist, so gibt es ein gutes Jahr, sagt man.
Am Perchtltag isst man Mohnkuchen, eine beruhigende Speise. Man räuchert Häuser und Stallungen aus, legt Weihrauch und Speik auf die Glutpfanne und schreibt mit geweihter Kreide die Anfangsbuchstaben der Namen der Hl. Drei Könige an die Türen, damit Berchtra nicht über die Schwelle trete und Unheil stifte (Anmerkung:
Bei mir darf sie ruhig kommen ;-)).
Am Vorabend des Perchtentages herrscht nach altem Brauch strenges Spinnverbot (auch das Verbot anderer Hausarbeiten ist mit Frau Percht verknüpft). In einer Sage umgeht die Bäuerin das Spinnverbot, daraufhin wirft ihr der Vollmond (die Vollmondin!) 7 Spindeln in die Stube, und die Bäurin kann sich nur durch Klugheit der eigentlich unlösbaren Aufgabe, die die Mondin stellt, entledigen. "Die Nach gheart mein, der Tag gheart dein", spricht die Mondin ;-). Die Strafe für das verbotene Spinnen war üblicherweise Zerrissenwerden...
Der Bursche oder Mann, der Frau Percht begegnet, muß ihren Pflug ausbessern oder für das Rad ihres Wagens einen neuen Vorstecknagel schnitzen und erhält dafür den Spanlohn, der zu Gold wird.
Die Pflanze der Percht ist der HOLUNDER. Im Englischen heißt der Holunder "Elder-Tree", was Ahnenbaum heißt; die Perchtenzeit ist immer auch eine Zeit der Verbindungsaufnahme mit den Ahnen!
Holunderholz-Räucherung öffnet den Weg in die alte weibliche Macht. Das Tier, das der Percht am nächsten steht, ist der Wolf. Nach Luisa Francia ist Allerheiligen/Halloween Hexen-Neujahr, und der erste Mond danach ist der Mond der Percht.